Moderation einer Bürgerversammlung
25. Mai 2023
Mediation meets Moderation.
Dies konnte ich bei der Moderation einer Bürgerversammlung in der Stadt Ennepetal vereinen. Die Bürgermeisterin hatte zusammen mit der Stadtverwaltung zu einem Informations- und Gesprächsabend zu der geplanten Erweiterung einer Flüchtlingsunterkunft eingeladen. Das Thema stieß auf reges Interesse bei den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt, so dass der Saal mit einem Publikum mit gemischten Interessen, Sorgen und Anliegen gefüllt war. Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag bewusst nicht nur auf der Information über den Umbau der Unterkunft, sondern auf einer Fragerunde und einer offenen Diskussion der BürgerInnen mit VertreterInnen der Stadtverwaltung.
Meine Aufgabe als Moderatorin bestand somit einerseits - wie üblich - darin, durch den Abend zu führen und der Veranstaltung Struktur zu geben. Andererseits nahm ich als neutrale, dritte Person die Fragen und Themen im Publikum auf, hörte aktiv zu und vermittelte zur Beantwortung oder zum weiteren Gespräch an die MitgliederInnen der Stadtverwaltung.
Der Vorteil eine solche Veranstaltung als Mediatorin zu moderieren liegt darin, dass ich ausgebildet und sensibilisiert dafür bin, neutral zu bleiben, die jeweiligen Beiträge ohne Bewertung oder Verurteilung aufzunehmen und deeskalierend zu wirken. Als Mediatorin fungiere ich als Zwischenglied, als Brücke zwischen den Parteien. Dies macht es einfacher, einen reinen Schlagabtausch, der möglicherweise sogar zu einer ernsten Auseinandersetzung eskaliert, zu vermeiden. Mit der Unterstützung der Mediatorin, werden nicht nur Gesprächsregeln eingehalten, die Parteien fühlen sich auch mehr “abgeholt”.
Das Schöne ist, dass die Grundsätze der Mediation sowohl auf zwei streitende Parteien, als auch auf ein größeres Publikum anwendbar sind. Es geht stets darum, einander zuzuhören und gegenseitiges Verständnis aufzubauen. Dabei ist es völlig in Ordnung, wenn in der Gruppe verschiedene Meinungen und Ansichten vertreten sind und bleiben, denn gemeinsame Lösungen können trotzdem gefunden werden. Es ist oft ein verbreiteter Irrglaube, dass man einer Meinung sein müsse, um Konflikte zu lösen. Dies stimmt so nicht. Viel wichtiger ist, die andere Sichtweise anzuhören, versuchen diese zu verstehen, in den Austausch zu gehen und daraus Lösungen zu entwickeln, die für alle Beteiligten funktionieren.
Im Fall der Bürgerversammlung hat das wunderbar geklappt. Auch wenn noch nicht alles endgültig geklärt ist, - was auch nicht das Ziel der Veranstaltung war - so ist es dennoch der Beginn eines weiteren Austausches gewesen. Ein Austausch, der auf beiderseitigem Interesse an einer gemeinsamen Lösung beruht.
Am Ende denke ich, dass dieser Abend ein gutes Beispiel für ein friedliches Miteinander in einer Gemeinde oder Stadt war. Es wird immer umstrittene Vorhaben geben, bei denen es darum geht, unterschiedliche Interessen und Ansichten unter einen Hut zu bekommen und zufrieden zu stellen. Für das Gelingen solcher Prozesse ist es entscheidend, dass zum einen die BürgerInnen gehört und beteiligt werden. Zum anderen aber auch die Pflichten und Vorhaben der Stadtverwaltung verstanden werden.
Diese Erfahrung hat mir erneut gezeigt, dass die Mediation ein vielseitiges Werkzeug ist, um auch in großen Gruppen einen konstruktiven Austausch herzustellen, Konflikte zu lösen oder diesen am Besten schon rechtzeitig im Vorhinein vorzubeugen.
Vielen Dank Ennepetal!
Den Online-Zeitungsartikel der Westfalenpost finden Sie hier.